Die goldenen Regeln der Produktionsplanung
Perfekt und individuell geplante Produktionsabläufe tragen zur Wirtschaftlichkeit von Unternehmen in verschiedenen Bereichen bei. Indem Sie und Ihr Unternehmen komplexe Produktionsabläufe sorgfältig planen, können Fehlbestände vermieden und Umsätze maximiert werden. Um eine langjährige Routine im Produktionsbereich aufzubrechen und optimierte Lose einführen zu können, braucht es vor allem eins: Regeln!
Lesen Sie weiter, um die Tipps zu erfahren, die wir bei Monitor ERP in unserer 50-jährigen Erfahrung mit der Optimierung von Fertigungsunternehmen bei der Produktionsplanung festgestellt haben.
1. Regel bei der Produktionsplanung: Planungshistorie hinterfragen
Viele Planungsverfahren basieren sich auf Werten, die in der Vergangenheit einmal festgelegt wurden. Dies betrifft z.B. Losgrößen, Rüstzeiten, Auflegungsreihenfolgen oder Zielreichweiten. Teilweise werden sogar seit Jahrzehnten die gleichen Werte ungeprüft verwendet. In sich dynamisch ändernden Produktionsumgebungen unterliegen diese Parameter oft jedoch signifikanten Änderungen. So beeinflussen beispielsweise sinkende Kapitalkosten die Losgrößen, da sich die Kapitalkosten der Bestände verringern und höhere Losgrößen profitabler werden. Als Konsequenz heißt dies, dass in regelmäßigen Abständen, spätestens im Jahresrhythmus, die wesentlichen Planungsparameter validiert und überprüft werden sollten.
- Erstens sollte man wissen, wann die einzelnen Werte in die Pläne aufgenommen wurden und ob sie an die neuesten Entwicklungen bei den Produktionsverfahren angepasst worden sind.
- Außerdem sollte man prüfen, ob sich bei den Lieferanten die Preise und Lieferzeiten geändert haben oder ob die eingekauften Artikel anders sind als bei der Erstellung des Produktionsplans. Selbst bei langjährigen Beziehungen zu einem Lieferanten sind Änderungen der Lieferzeiten keine Seltenheit, da sich auch bei ihnen die Faktoren in der Lieferkette ändern.
2. Regel für die Produktionsplanung: Planungsangst reduzieren
Eine hohe Plannervosität, das heißt zahlreiche und kurzfristige Änderungen der Produktionsplanung, ist einer der Hauptfaktoren für unruhige Produktionsprozesse und somit für erhöhte Produktionskosten. Die Gründe der Änderung von Produktionsplänen können dabei aus allen Bereichen kommen, wie z.B. fehlende Materialverfügbarkeit im Einkauf, Anlagenstillstände in der Produktion oder Fehlmengen im Lager. Hinzu kommen Kundenaufträge, die vom Vertrieb kurzfristig angenommen wurden. Für diese Aufträge müssen dann die Produktionsprozesse umgestellt und Materialien beschafft werden.
Aus diesem Grund ist Flexibilität wichtig. Ein in Stein gemeißelter Produktionsplan mag in der Theorie toll sein, ist aber in der Praxis oft unmöglich. Deshalb ist es üblich, spezialisierte Planungstools zu verwenden. Diese Werkzeuge dienen dazu, einen Plan leichter ändern zu können und vor allem zu sehen, wie sich eine Änderung auf alle anderen Fertigungsprozesse auswirkt.
Unserer Erfahrung nach ist ein ERP-System für die Fertigung oft das nützlichste Werkzeug für diese Aufgabe, da ein gutes System auch Faktoren wie den Einkaufsbedarf und die Personalplanung mit einbeziehen sollte, anstatt diese Faktoren manuell miteinander abgleichen zu müssen.
3. Regel bei der Produktionsplanung: Kollaborativ arbeiten
Eine effektive Produktionsplanung basiert auf effektiver Kommunikation und Kollaboration. In vielen Unternehmen steuert nur ein kleiner Kreis an Personen die Produktionsplanung. Kompetente Vertreter sind oftmals nicht vorhanden. Diese Personen verfügen zudem über ein hohes Maß an Erfahrungswissen, welches nicht unbedingt in Produktionsplanungs- und Steuerungssystemen abgebildet ist. Für die Unternehmen ist es entscheidend, diese Abhängigkeit von einzelnen Produktionsplanern deutlich zu reduzieren, um einerseits für den Ausfall dieser Person gerüstet zu sein und andererseits, um eine optimale Produktionsplanung und -steuerung sicherzustellen.
- Für diese Aufgabe können auch Systeme behilflich seien, so wie Projektplanungssoftware oder ein ERP-System. In einem gemeinsamen ERP-System werden alle relevanten Informationen abgebildet, sodass das gesamte Unternehmen Zugriff darauf hat und kein Inselwissen entsteht.
- Achten Sie darauf, dass zwar eine Person der Hauptplaner ist, aber auch andere Stellen wie die Einkaufsabteilung, die Logistiker oder sogar die Vertriebsabteilung Einblicke geben sollten, damit ein Produktionsplan nicht nur aus der Sicht der Fertigung erstellt wird.
4. Regel der Produktionsplanung: Planungsqualität auswerten
Die Ziele der Produktionsplanung sind vielfältig: es geht nicht nur darum, die Lieferfähigkeit sicherzustellen und Lieferverspätungen zu vermeiden. Gleichzeitig soll der Produktionsplan dafür sorgen, dass eine kostenoptimale Fertigung unter der Berücksichtigung der Beschaffungs- und Logistikkosten sichergestellt ist. Anlagen und Schichten sollen ausgelastet, Produktionseffizienzen hoch und Bestände niedrig sein.
Die Erreichung dieser Ziele und somit die Qualität der Produktionsplanung sollte regelmäßig gemessen und ausgewertet werden. Für eine gesamthafte Auswertung der Planungsqualität sollten mehrere Leistungsindikatoren parallel erhoben werden, um eine eindimensionale Steuerung der Planung zu vermeiden. Beispiele für solche Leistungsindikatoren sind:
Auslieferquote OTIF (On-Time-In-Full)
Die OTIF-Quote misst, ob Bestellungen pünktlich und in vollständiger Menge beim Kunden ankommen. Eine hohe OTIF-Quote zeigt eine zuverlässige Produktions- und Lieferkette an.
Durchschnittliche Verspätung der verspäteten Aufträge
Diese Kennzahl gibt an, wie stark sich verspätete Aufträge im Durchschnitt verzögern. Sie hilft, Engpässe zu identifizieren und Optimierungspotenziale in der Produktionsplanung aufzudecken.
Bestandsniveau
Das Bestandsniveau beschreibt die Menge an Materialien und Produkten im Lager. Ein optimales Bestandsniveau reduziert Lagerkosten, verhindert Engpässe und sichert eine stabile Produktion.
Anlageneffizienz (z.B. gemessen als Overall Equipment Effectiveness, OEE)
Die OEE bewertet die Produktivität von Maschinen anhand von Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. Eine hohe OEE bedeutet, dass Anlagen optimal genutzt werden und Produktionsverluste minimiert sind.
Anzahl der Änderungen des Produktionsplans (Plannervosität)
Diese Kennzahl misst, wie oft der Produktionsplan kurzfristig geändert wird. Eine hohe Plannervosität kann zu Ineffizienzen führen, da häufige Anpassungen Arbeitsabläufe stören.
Durchschnittliche Vorlaufzeit von Produktionsaufträgen / Anzahl Eilaufträge
Die durchschnittliche Vorlaufzeit zeigt, wie lange es dauert, bis ein Produktionsauftrag abgeschlossen ist. Eine hohe Anzahl an Eilaufträgen kann auf unzureichende Planung oder unerwartete Engpässe hinweisen.